Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und das Mistverständnis“, besprochen von Christa Müller
Vor kurzem sind mir Rico und Oskar über den Weg gelaufen. Die beiden leben samt Entourage im Kinderbuch von Andreas Steinhöfel und nun in meinem Kopf. Empfohlen wurde das Buch für meine 9-jährige Enkelin, die jede Menge Bücher „frisst“. Klar, dass man ins Buch guckt, bevor es ins Postpaket kommt. Und dann war’s zu spät: Ich musste alles lesen und das Verschicken verschieben. Die 2300 Zeichen reichen kaum für Inhalt plus Begeisterung. Der Kürze wegen habe ich ein wenig beim Klappentext abgeguckt: Rico und Oskar haben sich zerstritten, aber müssen sich wieder versöhnen, eines gemeinsamen Projektes wegen: Der Spielplatz soll gerettet werden. Das ist gar nicht so einfach, obwohl die Freunde der Gang ihnen zu Hilfe eilen. Außerdem verliebt sich Rico zum ersten Mal in Sarah, die sein Freund Oskar Tussi nennt. Weil er eifersüchtig ist, na klar.
Dass ein Kinderbuchautor eine gute Story von A bis Z erzählen kann, muss man unterstellen. Aber WIE Steinhöfel das tut ist famos. Er stellt die handelnden Personen zu Beginn in Kurzporträts und Zeichnungen (super: P. Schössow) vor. Ereignisse und Kapitel sind Wochentagen zugeordnet. Es gibt eine „Geschichte in der Geschichte“, Ricos Roman. Und die Sprache! Humorvoll, bildreich, herzerwärmend. Manchmal bandwurmlange Sätze ohne Punkt und Komma, so wie Kinder reden, wenn sie aufgeregt sind. Junge Leser werden keineswegs unterfordert. Kann sein, dass da mal ein Begriff nachgefragt werden muss. Ab und zu lässt der Autor auf der Seite ein „Textfeld-Wiki“ mit einer Erklärung aufploppen.
Und ja, ein Zitat muss! sein:
„KONTAKTLINSE: Ein Brillenscheibchen, das man direkt im Auge trägt statt davor. Vor langer Zeit glaubten die Menschen, Linsengerichte würden sie besonders attraktiv machen. Wollte man jemanden kennenlernen, musste man bloß ein paar Linsen essen. Leider muss man nach dem Genuss von Linsen gern mal pupsen. So eine Verabredung konnte also ins Auge gehen, und daher hat die Kontaktlinse ihren Namen.“
Wenn Sie dieses Buch an Ihre Kinder oder Enkel verschenken wollen, planen Sie Zeit ein für’s Selberlesen.
Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und das Mistverständnis. Carlsen Verlag, 331 Seiten, 16.50 €