Provokant derb und erfrischend kurzweilig

Jacinta Nandis Erfahrungsbericht und Manifest „Die schlechteste Hausfrau der Welt“, besprochen von Helen MacCormac.

„Das bißchen Haushalt …“ trällerte Johanna von Koczain schon 1977 und nahm damit die traditionelle Rollenverteilung bei Haus- und Familienarbeit gehörig aufs Korn. Wer hätte gedacht, dass sich, 40 Jahre später (40 Jahre!), trotz Elternzeit und Gleichstellungspolitik noch immer die Frauen überwiegend, und zum eigenen Nachteil, um Haushalt und Kindererziehung kümmern würden?

Jacinta Nandi, Schriftstellerin, taz-Kolumnistin und überzeugte Feministin, kann es nicht fassen, dass sich ihr Freund mit den Worten, er sei ja schließlich Professor, als zu fein für die „Care-Arbeit“ outet.

Darüber hat sie nun, teils klug, teils wütend, ein ziemlich unterhaltsames Buch geschrieben. Während ihre Beziehung, oh Wunder, langsam den Bach runtergeht, beschreibt sie in rund vierzig kurzen autobiografischen Texten ihr Leben als Mutter zweier Söhne in Berlin und ihr Bestreben, den Alltag zu meistern. Dabei geht sie der Frage nach, warum Männer sich so einfach aus der Verantwortung ziehen können, während Frauen, bei dem Versuch Kinder, Küche und Karriere unter einem Hut zu bringen, regelmäßig scheitern – und wie das alles mit dem Feminismus zusammenhängt.

Das hört sich dann so an: „Mit Hausarbeit kann man als Frau nie gewinnen. Macht man sie nicht, ist man eine Schlampe. Macht man sie doch, ist man eine dumme Schlampe, die sich ausbeuten lässt.“

Ist Putzen die Wurzel allen Übels, fragt sie sich, der Beziehungskiller schlechthin? Und wäre alles erträglicher, wenn sie eine bessere Hausfrau wäre, oder braucht sie einfach mehr Geld? Antworten sucht sie in Putz-Podcasts oder bei Cleanfluencer und Hausfrauen-Communities im Netz, und natürlich bei ihren Ossi- und Wessi-Freunden in Berlin.

Dass Nandi, die aus London stammt und vor 20 Jahren nach Berlin kam, nach wie vor eher von England als Berlin geprägt ist, schlägt sich in ihrem unnachahmlichen Schreibstil nieder. Provokant derb und erfrischend kurzweilig schreibt sie ein Deutsch, das wie Englisch klingt und vor allem unterhalten will. Auch bei den großen Fragen zu finanzieller Abhängigkeit oder fehlender Anerkennung verliert sie nie ihren Humor, immer bereit, über sich selbst zu lachen. Das liest sich leicht und macht Spaß. Wer hier die schlechteste Hausfrau der Welt ist, mag dahingestellt bleiben, aber bei dem bisschen Haushalt…ey Leute!

Jacinta Nandi: Die schlechteste Hausfrau der Welt. Edition Nautilus, Hamburg 2020, 208 S., 16 Euro.

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