Bruce Springsteens Autobiografie „Born to run“, besprochen von Stefan Schaetzky.
„- und ich hatte eine Geschichte zu erzählen“ schreibt Bruce Springsteen im Vorwort seiner Autobiografie „Born to run“ aus dem Jahre 2016.
Wohl wahr, aber in diesem Buch steckt viel mehr als nur eine Geschichte. Es ist die Musik, die sich zu den Worten im Kopf des Lesers ausbreitet und dadurch die Biografie von Kapitel zu Kapitel begleitet. Ich für mein Teil habe immer wieder das Buch zur Seite gelegt und mir seine Songs angehört, wodurch ich immer das Gefühl bekommen habe, in der beschriebenen Zeit zu versinken.
Springsteen beginnt seine Biografie zum Zeitpunkt, als er zehn Jahre alt ist und er schildert sehr bilderreich die doch ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs. Schon früh wird einem klar, wie ihn seine irisch-italienische Abstammung geprägt hat. Er erzählt sein Leben chronologisch und dadurch ist das Buch auch eine Zeitreise durch die USA, beginnend in den 1960er Jahren. Sehr wichtig für sein politisches Verständnis finde ich den Satz: „Ich war ein Kind der Vietnamkriegsjahre und der Morde an Kennedy, King und Malcolm X.“ Die Biografie ist in drei Abschnitte eingeteilt und jede Phase seines Lebens beschreibt Springsteen eindringlich. Der Weg zum Weltstar lässt sich gut nachvollziehen. Je weiter man in das Buch eintaucht, desto mehr spürt man die Zerrissenheit, hervorgerufen durch immer wieder aufkeimende Depressionen. Es sind die langen Tourneen und seine Musik, die ihm helfen, diese zu überstehen, sowie eine tiefe Freundschaft zu den Mitgliedern der E-Street Band. Die Geschichten seines Lebens unterscheiden sich nicht von den bodenständigen Texten der Songs. Dabei wird einem klar, dass Brucenie den Bezug zu seiner Herkunft und Vergangenheit verloren hat und authentisch daherkommt. Ich meine, es ist total spannend, diesen Einblick zu bekommen der sein Gesamtwerk abrundet.
Ich weiß, es ist schwierig eine Biografie zu beschreiben, aber „Born to run“ eröffnet einen Blick in das Leben eines Musikers, der ohne Beschönigung spannend und in voller Ehrlichkeit über sich berichtet. Man versteht nun seine Ausstrahlung und den unbändigen Willen, alles für seine Fans zu geben. Dadurch kann er das Publikum immer wieder in seinen Bann ziehen.
Zum Einstieg in seine musikalischen Werke empfehle ich die Platte „Live in New York City“ (aufgenommen im Juni 2000) oder die gleichnamige DVD.
Bruce Springsteen, Born to run. Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner, Alexander Wagner, Urban Hofstetter, Daniel Müller. Heyne Verlag 2016. 672 Seiten. Mittlerweile als Taschenbuch erhältlich, 14,99 €.