Für Schotterfreunde und Geröllheimer

Ulf Soltaus Fotosammlung „Gärten des Grauens“, vorgestellt von Andreas Gebhardt.

Steine, Kies, Geröll, Beton. Grau ist das neue Grün. Was ist bloß in so viele Eigenheimbesitzer gefahren? Bauen sich Häuser und schütten drumherum alles mit Kies zu, setzen seltsame Nadelgebilden hinein, die aussehen wie Korkenzieher, oder Gräser, die an ausgefranste Pinsel erinnern.

Seit einiger Zeit schon postet der Botaniker und Biologe Ulf Soltau Fotos von Spießers Stein- und Geröllwüstungen auf seinem Facebook-Blog. Sein Buch dazu ist ein Bestseller. Es ist nicht ganz klar, wo das Buch anzusiedeln ist: Zählt es in die Kategorien „Lachende Kamera“ oder Architekturkritik im weitesten Sinne? Ist das lustig oder will man bei all den Geschmacklosigkeiten lieber gleich in Tränen ausbrechen? Ist es ein Aufklärungsbuch oder eine Schmähschrift? Es ist von allem etwas, je nach Standpunkt. Soltaus Bildkommentare zu den ihm von überall her zugesandten Fotos strotzen nur vor Boshaftigkeit, wobei er immer ein Augenmerk auf die grotesken ästhetischen Fehltritte legt, die durch seltsame Details oft völlig ins Absurde kippen. Das ist schon sehr erheiternd – einerseits. Andererseits bleibt einem vor Schreck meist das Lachen im Hals stecken.

Das Buch ist erfreulich preiswert und dazu solide gemacht. Es eignet sich hervorragend als ätzendes Geschenk für alle „Schotterfreunde und Geröllheimer“, wie Soltau sie im Vorwort nennt. Sie dürften das jedoch weniger lustig finden.

Ulf Soltau: Gärten des Grauens. Eichborn / Bastei Lübbe, 128 S., 14 Euro

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