Frische Luft reicht nicht

Zoë Becks „Depression“, besprochen von Andreas Gebhardt.

Die Schauspielerin Nora Tschirner hat sie, der Komiker Kurt Krömer auch, ebenso sein Kollege Torsten Sträter: Depression. Sie haben die anerkannte Krankheit öffentlich gemacht und darüber gesprochen. Die Erfolgsautorin, Übersetzerin und Verlegerin Zoë Beck hat dazu ein erhellendes Buch in der schönen Reclam-Reihe „100 Seiten“ geschrieben.

Beck betont, dass Depression keine Life-Style-Erkrankung sei. So ist es denn auch kein lockeres Buch nach dem Motto „Meine Depression und ich“. Es geht vielmehr darum, bei Leuten, die nicht betroffen sind, Verständnis für diese Krankheit zu wecken, die mehr als ein Ausnahmezustand ist. Depression habe eben nicht damit zu tun, dass man morgens bei etwas Verstimmung mal eben an die frische Luft gehen und sich zusammenreißen müsse und dann werde das schon. Depression, das wird schnell klar, ist ein fundamentaler Eingriff ins Leben, der bei allen Betroffenen anders ausfällt, mit vielen Ausprägungen und Varianten.

Als Betroffener müsse man zur Einsicht gelangen, dass man Hilfe benötigt und dann auch bereit sein, diese anzunehmen. Das ist laut Beck ein schwieriger Prozess, zumal Freunden Verwandten, Ehepartnern oft das Verständnis fehle. Und dann sind da noch die Ärzte, die dann gerne mal und bequemerweise Beruhigungspillen und Anti-Depressiva verabreichen.

Das Buch ist sehr persönlich gehalten, berichtet von den eigenen Erfahrungen und zugleich ist es sachlich und informativ mit verwandten Themen wie Krebs, Angst, Drogensucht oder Todessehnsucht. Absolut nervig sind aber Sätze wie diese hier: „Etwa jede*r dritte Krebspatient*in entwickelt eine behandlungsbedürftige psychische Störung (…). Wenn das der Fall ist, ist es angeraten, eine*n Psychologische*n Psychotherapeut*in aufzusuchen…“ Furchtbar!

Beck, Zoë: Depression. Reihe „100 Seiten“, Reclam-Verlag, 10 Euro.

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