Die Grenzen der Freiheit

Arthur Koestlers Roman „Der Sklavenkrieg“, besprochen von Andreas Gebhardt.

Spartakus? Da dürften die meisten an Kirk Douglas und den gleichnamigen Monumentalfilm von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1960 denken. Dann sind da noch einige, denen die Spartakus-Gruppe einfällt, deren Mitglieder Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg 1918 von Freischärlern in Berlin ermordet wurden.

Der Roman „Die Gladiatoren“ von Arthur Koestler dürfte in diesem Zusammenhang den allerallerwenigsten in den Sinn kommen. Unter diesem Titel war das Buch 1948 erstmals auf Deutsch erschienen und zwar als Rückübersetzung aus dem Englischen, denn das deutsche Original war verschollen. Erst im März 2016 konnte ein unter dem Titel „Der Sklavenkrieg“ in einem Moskauer Archiv aufgetauchtes Typoskript als Urfassung des Romans identifiziert werden. Der Elsinor-Verlag hat diesen Originalroman im vergangenen Jahr neu herausgegeben.

Koestler (1905 – 1983) erzählt die Geschichte des Gladiators Spartacus, der in der Gladiatorenschule eine Revolte anzettelt und sich mit seiner Gefolgschaft von Sklaven zunächst auf dem Vesuv verschanzt und von dort marodierend und plündernd durch Italien zieht, um mit seinem immer größer werdenden Heer von Unfreien dem römischen Imperium die Stirn zu bieten. Sie gründen den Sonnenstaat, um die Utopie der Freiheit zu leben, bevor Rom brutal zurückschlägt. Koestlers Spartacus ist ein Zweifelnder, einer der die Befreiung propagiert und immer wieder an die Grenzen der Freiheit gerät, nämlich immer dann, wenn er bei seiner Gefolgschaft Verrat und Illoyalität wittert und sich nicht scheut, brutale Kreuzigungsexempel zu statuieren. Natürlich wird auch er fett und träge und man erinnert sich sogleich an Orwells „Farm der Tiere“, in der die einst revolutionären Schweine ihre Ideale verraten und brutal die Macht missbrauchen, um an der Macht zu bleiben. Koestler, Journalist und Schriftsteller, war Mitglied der KPD, die er unter dem Eindruck des Massenmords der Moskauer Schauprozesse 1937/38 verließ. Vor diesem Hintergrund ist „Der Sklavenkrieg“ auch ein Roman der Desillusionierung, übrigens hinreißend erzählt und hervorragend ediert. Man sollte ihn zusammen mit „Sonnenfinsternis“ lesen, Koestlers Abrechnung mit dem Stalinismus. Auch hier war die deutsche Urfassung lange verschollen und nur in der Rückübersetzung greifbar, bevor der Elsinor-Verlag das Original herausgab. Wer weiß, welche Überraschungen uns bei Koestler noch erwarten.

Arthur Koestler: Der Sklavenkrieg. Roman. Elsinor 2021, 390 Seiten, 29 Euro.

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