Ultrakrass!!!

Sofie Althoff bespricht Uwe Klings Roman „Qualityland 2.0“

Flexibel, belastbar, kreativ, innovativ, begeisterungsfähig, teamfähig und… äh… kreativ! Das alles ist Marc Uwe Klings Roman „Qualityland 2.0“ (2020) leider nicht. Der „einflussreichste linke Intellektuelle des Landes“, wie er mal von „der Zeit“ beschrieben wurde, ergänzt seine gelungene Utopie (Distopie?) „Qualityland“ um eine weitere Romanlänge. Obwohl einige witzige Elemente, wie die Ergänzungen von eingeschobenen schriftlichen Werbeblöcken und die ununterbrochene Kapitalismuskritik dem interessierten Leser erhalten bleiben, wäre eine Ergänzung der doch gut gelungenen Zukunfts-Konzeption nicht nötig gewesen.

Ganz im Stil dieser populistisch-übertriebenen Sensationslust, die Kling bewusst einsetzt, beschreibt der Ullstein-Verlag den Roman wie folgt: „Dieses Buch ist ein Mega-Pageturner! Was in Kapitel 4 passiert, ist Ultrakrass!“ Ultrakrass und übertrieben (und damit eindeutig parodiert) sind in der Welt Qualitylands eigentlich die meisten Dinge und wirken damit in ihrer Direktheit und Einfachheit schnell ermüdend. Sexuelle Anspielungen als Stilmittel zu verwenden führt leider zu einer Verrohung des Humors und wenn man dem Känguru glauben darf, dass die einzig beiden relevanten Kategorien ‚witzig‘ und ‚nicht witzig‘ sind, ist eine übertriebene Abstumpfung der Gesellschaft leider nicht so witzig.

„Das ist der Algorithmus, wo man mitmuss“ – dieses Mantra gilt jedoch nicht nur für die Bewohner Qualitylands, sondern wird, durch die auffällige Übertreibung, auch auf den aufmerksamen Leser gespiegelt. Ein von Maschinen ausgefochtener Dritter Blitz-Weltkrieg z.B. wird dem Protagonisten Peter Arbeitsloser einfach in seinem Newsfeed verschwiegen, da die Algorithmen entschieden haben, dass ihn das nicht interessiere. Damit kritisiert Kling eindeutig (und zurecht!) die undurchsichtigen Algorithmus-mechanismen, die in der Realität unseren Alltag im Netz bestimmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Roman nicht dem feinsinnigen Polit-Humor entspricht, den der Leser sonst von Marc-Uwe Kling kennt und schätzt.

Marc-Uwe Kling: Qualityland 2.0. Ullstein Verlag 2020, 432 Seiten, 19€.

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