Lirumlarum

Heinrich Steinfests Roman „Der Allesforscher“, besprochen von Andreas Gebhardt


Irgendwann hat man einen Autor oder eine Autorin, satt. Mir erging es nicht nur mit Ian McEwan und John Irving so, sondern auch mit Heinrich Steinfest. Ich mochte seine Bücher, habe mich über seine skurrilen Cheng-Romane ebenso amüsiert wie über „Mariaschwarz“, „Tortengräber“ oder „Gewitter über Pluto“. Wie der Österreicher und Wahl-Stuttgarter das Reale mit dem Surrealen so verbindet, dass man das Absurd-Groteske ganz nebenbei als wirklich anerkennt. Wie er im Schreiben immer wieder das Erzählen reflektiert und damit Distanz herstellt – das ist alles sehr famos.

Kürzlich las ich den Roman „Der Allesforscher“, mit dem er es 2014 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Und Steinfest hatte sie wieder zusammengerührt, seine Zutaten aus Fantastik, Satire, Ironie, Reflexion – alles im Plauderton dargeboten: Ein auf einem Tieflader verfrachteter Wal explodiert in Taiwan im Vorbeifahren wegen der gärenden Verwesungsgase. Der vom Walmatsch getroffene und versehrte Erzähler namens Sixten Braun verliebt sich im Krankenhaus in die ihn behandelnde Neurologin. Später stürzt er, Mitarbeiter eines globalen Konzerns, mit einer Passagiermaschine ins Meer, wird gerettet und Bademeister in Stuttgart. Hier erfährt er, dass er wahrscheinlich Vater eines in Taiwan gezeugten Sohnes namens Simon ist, der eine vollkommen unbekannte Sprache spricht. Braun verliebt sich in die Dame des Konsulats, die ihm Simon vermittelt. Zusammen reisen alle nach Tirol, um sich auf die Spuren von Brauns Schwester zu begeben, einer Extremkletterin, die dort tödlich abstürzte. Lirumlarum. Die Story wabert so dahin, bis zum viel zu späten Ende auf Seite 398. Mehrmals wollte ich das Buch in die Ecke werfen, schonte es jedoch und las weiter, weil ich auf eine Erkenntnis hoffte. Außerdem gehörte es mir nicht. Dann versuchte ich es mit „Der schlaflose Cheng“ Steinfests jüngstem Roman um den einarmigen chinesisch-wiener Ermittler, der eigentlich schon 2010 seinen letzten Fall gelöst hatte. Bereits nach fünf Plauderseiten hatte ich die Nase voll: Cheng sitzt im Kaffeehaus, eine unbekannte Dame betrachtet ihn von oben bis unten als suchte sie seinen Hund Lauscher, der längst tot ist. Wiesoweshalbwarum sollte sie das tun? Sie kennt offensichtlich weder Cheng noch den toten Hund! Es ist mir schnuppe. Nächstes Buch!

Heinrich Steinfest, Der Allesforscher. Roman, Piper Verlag 2014, 398 S. 11 €

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