Gift und Galle.

Thomas Bündgen über Catharina Berents‘ Krimi „Wo die Wellen brechen“.

Catharina Berents ist Kunsthistorikerin mit Veröffentlichungen zur Geschichte des Designs, zur Art déco und anderen Themen. Hier legt sie ihren belletristischen Erstling vor, einen Kriminalroman. Damit wandelt sie auf den Pfaden des kürzlich verstorbenen Boris Meyn, seines Zeichens auch Kunsthistoriker, dessen Krimis u.a. in Ratzeburg (Schleswig-Holstein) spielen und dessen Ermittler Jensen im Namen von Berents‘ Hauptschauplatz zu Ehren kommt.

Dieser Krimi spielt in einem Wissenschaftsmuseum in Schleswig-Holstein, dem fiktivem Jensen Museum im ebenso fiktiven Kleefeld. Hier lässt sich leicht ein real existierendes Museum in einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein erkennen, das bleibt beides aber unbenannt, um den Lesern nicht die Spurensuche zu verderben.

Die junge Museumsdirektorin Franziska de Beer gerät unversehens in einen Kriminalfall, der sich für sie als immer bedrohlicher herausstellt. Franziska, die dem Leser als eigentlich zu weltläufig und gebildet für die Kleinstadt präsentiert wird, fühlt sich doch aber zusehends wohl in der gutbürgerlich geordneten kleinen Stadt, auch weil sich für sie eine Romanze mit einem attraktiven Einheimischen entspinnt.

Der Kriminalfall allerdings bringt sie in Bedrängnis, ihr Assistent – ein Historiker, der sich auch Hoffnungen auf ihren Posten gemacht hatte, treibt tot im Wind-Wellen-Kanal, einem Hauptexponat des Museums. Franziska wird zunächst selbst verdächtigt, ihren Konkurrenten getötet zu haben.

Die Autorin nutzt die Institution des Museums, um Intrigen, Machenschaften und düstere Pläne in diesem Milieu darzustellen, welches sich die naiven Besucher doch frei davon erhoffen und doch wissen, dass auch hier alle menschlichen Eigenschaften zur Blüte kommen.

Die Krimihandlung wird durch Exkurse zur Geschichte und Kunst der Region sowie durch die Schilderung der Einbettung des Museums und seiner Mitarbeitenden in die lokale Kultur und Politik umkränzt.

Der Kriminalfall nimmt eine überraschende Wendung und weist in die deutsche Geschichte zurück, hier auf die Aktivitäten der Staatssicherheit der DDR auf westdeutschen Boden. Diese reichen ja bis in die Gegenwart hinein und kommen heute noch, z.B. im ambivalenten Verhältnis mancher Politiker zu Russland, zum Ausdruck. Querverbindungen werden im Text zu den Giftanschlägen russischer Geheimdienste in der Jetztzeit gezogen. Diese ganze Zeit bedarf der umfassenden historischen Analyse, aber die zeitliche Distanz ist für eine solche vermutlich noch nicht groß genug, so helfen uns zwischenzeitlich „Kriminalgeschichten…um zu erkennen, was, in moralischer Hinsicht, der Mensch eigentlich ist.“ (Arthur Schopenhauer)

Catharina Berents: Wo die Wellen brechen. Emons Verlag, Köln 2022, 240 Seiten, 13,- €

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