“VON DER BESTEN SORTE…” – GOETHES EULENSPIEGEL-ANSPPIELUNGEN
Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Schulz (Universität Marburg)

Wann

18. Dezember 2025    
18:00 - 20:00 Uhr

Wo

Palais Bellevue,
Schöne Aussicht 2, 34117 Kassel

Eintritt

Frei

Logo der Goethe-Gesellschaft Kassel

Eine Veranstaltung der Goethe-Gesellschaft Kassel in Kooperation mit dem Literaturhaus Kassel.

Anders als im Fall von Dr. Johann Faust oder der schönen Melusine gibt es aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe trotz seiner lebenslangen Bekanntschaft mit Till Eulenspiegel kein gleichnamiges Werk, das dieser prominenten Schlüsselfigur aus der ‚Volksbuch‘-Überlieferung des 16. Jahrhunderts ein aktuelles Format für den ‚Geist der Goethezeit‘ verleihen würde. An Beweisen dafür, dass Goethe wohl auch mit ganz erheblichem Vergnügen das Eulenspiegelbuch nicht nur als Kind (vgl. Dichtung und Wahrheit) gelesen und studiert hat, fehlt es gleichwohl nicht. Sie – die Beweise – sind eben nur versteckt in einem einzigartigen Gesamtwerk, das auch für Goethe-Fans ungeliebte Niederungen wie etwa Hanswursts Hochzeit aufweist, bei der Eulenspiegel auf der endlos langen Gästeliste neben noch wesentlich zwielichtigeren Gestalten natürlich nicht fehlen darf.

Keinerlei Berührungsängste mit derartigen ‚Goethe-Niederungen‘ kennt der durch zahlreiche Publikationen seit Jahrzehnten ausgewiesene Eulenspiegel-Experte Prof. Dr. Jürgen Schulz-Grobert, der sich in einem aktuellen Forschungsprojekt der Eulenspiegel-Rezeption des 18. Jahrhunderts verschrieben hat, um neben Goethes Verhältnis zu dem Erzschalk auch das Interesse der großen Aufklärer wie Gellert, Gottsched und Lessing an dem Eulenspiegelphänomen zu ergründen. In seinem reich bebilderten Vortrag – „von der besten Sorte …“ – liefert Schulz-Grobert einen Werkstattbericht, der sich auf Goethes intertextuelle Spielereien mit der Eulenspiegel-Figur konzentriert und dabei natürlich neben den vermeintlichen ‚Niederungen‘ auch eindeutige ‚Meisterwerke‘ (Lehr- und Wanderjahre) in den Blick nimmt – vom Götz und seinen Eulenspiegel gleichen Gesten ganz zu schweigen.

Klärungsbedürftig bleibt ebenfalls Goethes theoretisierende Analyse aus Maximen und Reflexionen, wo es heißt: „Eulenspiegel“: Alle Hauptspäße des Buchs beruhen darauf, daß alle Menschen figürlich sprechen und Eulenspiegel es eigentlich nimmt.“ Welche Bedeutung für eine solche Erkenntnis z.B. Eulen, Meerkatzen und ein Nikolausabend haben können, wird der Blick in das Eulenspiegelbuch zeigen.

In den letzten Tagen des Advents öffnet sich so nicht nur ein Kalendertürchen, sondern auch einreicher Schatz an Entdeckungen zu Goethe und seinem „Eulenspiegel“ – ein Vergnügen von der besten Sorte.

Zur Person:

Prof. apl. Dr. phil. Jürgen Schulz-Grobert lehrt seit 2002 an der Philipps-Universität Marburg deutsche Literatur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen hervorzuheben sind insbesondere seine Studien zum Eulenspiegel (Eulenspiegel und die Brüder Grimm, 1996; Das Straßburger Eulenspiegelbuch, 1999; Artikel ‚Witz‘, Historisches Wörterbuch der Rhetorik, hg. v. Gert Ueding, Bd. 9, 2009; Eulenspiegel, Marburg und die hessische Landgrafenfamilie, 2020) sowie sein maßgeblicher Reclam-Band Kleinere mittelhochdeutsche Verserzählungen (2006).

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