CHRISTIAN LEHNERT
Religiöse Dichtung heute. Ein Lesungs- und Gesprächsabend

Den religiösen Dichter und Theologen Christian Lehnert zeichne dem Initiator der Wiener Poetikdozentur „Literatur und Religion“, Jan-Heiner Tück, zufolge ein waches Sensorium für religiöse Suchbewegungen aus – was biographisch alles andere als selbstverständlich ist.
Denn für den in Dresden in der ehemaligen DDR geborenen Lehnert spielte Religion im familiären Alltag keine Rolle. Im Teenager-Alter aber kam er mit der Kirche in Kontakt und formuliert rückblickend: „Ich bin eigentlich über die Sprache zum Glauben gekommen“. Und an anderer Stelle: „Wovon der Pfarrer sprach, weiß ich nicht mehr […] Ich weiß nur noch, wie sich mein Gehirn in einer Sprache festbiss, in der die Worte eine ganz ungewöhnliche Bedeutung hatten – ein Vibrieren, als ob nichts Benanntes es selber blieb, und etwas sprang mich an, drehte mich immer schneller um eine unbekannte Achse. […] Von da an war nichts mehr eindeutig. Der christliche Glaube war eine Dauerirritation.“
Aus dieser Dauerirritation sind über die Jahre zahlreiche Gedicht- und Prosabände hervorgegangen, für die Lehnert unter anderem mit dem Eichendorff-Literaturpreis (2016) und dem Deutschen Preis für Nature Writing (2018) ausgezeichnet wurde sowie ganz aktuell – die Verleihung findet vier Tage vor unserer Veranstaltung statt – wird er mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis (2025) ausgezeichnet. In der Laudatio zur Verleihung des Lessing-Förderpreises (2003) an ihn, fragte der Schriftsteller Hans Hartung, ob Lehnert die Aussage von Wittgenstein, worüber man nicht sprechen könne, darüber solle man schweigen, nicht abwandeln würde in: Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man dichten – oder singen?
Zusätzlich zu seiner Dichtkunst, wie dem Zweizeiler
Der Gott, den es nicht gibt, in mir ein dunkler Riß,
ist meiner Seele nah, sooft ich ihn vermiß.
ist er ein guter Gesprächspartner für die Reflexion über religiöse Dichtung. Aus diesem Grund wurde er wiederholt im Rahmen der Poetikdozentur nach Wien eingeladen.
Wir freuen uns, dass Christian Lehnert uns im Rahmen unseres Uni-Seminars „Weltbeziehung und Gʼttesbeziehung. Ein sozio-theologisches Seminar“ in Kooperation mit dem Literaturhaus Kassel für einen Lesungs- und Gesprächsabend zugesagt hat und laden Sie hierfür herzlich in das Palais Bellevue ein.
Institut für Katholische Theologie der Universität Kassel in Kooperation mit dem Literaturhaus Kassel