Ein „rennendes“ Buch

„Erebos“ von Ursula Poznanski, besprochen von Stefan Schaetzky

Förmlich mitgerissen wurde ich von dem Roman „Erebos“. Aufgefallen ist er mir im Winter 2019 durch seine außergewöhnliche Gestaltung mit der knackigen roten Farbe und dem hervorstechenden Auge. Es handelte sich um die Hardcover-Neuauflage in einer limitierten Edition, die im Schaufenster eines Buchladens lag, das mit Jugendbüchern dekoriert war.

Verfasserin dieses cleveren, erstmals 2011 erschienenen Romans ist die aus Österreich stammende Schriftstellerin Ursula Poznanski. Eigentliche Zielgruppe sind Jugendliche, aber ich denke, das greift zu kurz. Die Geschichte kann auf jeden Fall auch von Erwachsenen gelesen werden. Sie gibt einen sehr guten Einblick in Computerspiele, die zu Sucht und Abhängigkeit führen können.

Die Hauptperson der in London spielenden Story ist der 16-jährige Nick Dunmore. An seiner Schule verhalten sich manche Mitschüler seit geraumer Zeit merkwürdig. Sie scheinen übermüdet und auch sonst stark verändert. Es werden geheimnisvolle Päckchen herumgereicht und keiner lässt sich in die Karten schauen. Um was es sich handelt, ist ein großes Geheimnis. Nick möchte unbedingt wissen, was vor sich geht. Er muss nicht lange warten und bekommt von einer Klassenkameradin ebenfalls so ein kleines Päckchen mit einer DVD. Es ist ein Computerspiel mit dem Namen Erebos. Wie alle anderen darf er mit niemandem darüber reden und muss Stillschweigen geloben und sämtliche Regeln des Spiels einhalten, damit er nicht ausgeschlossen wird. So taucht Nick, nachdem er sich eine Spieleridentität angelegt hat, in die neue virtuelle Welt ein. Im weiteren Verlauf trifft er auf einen Boten, der Aufgaben vergibt. Diese verlagern sich zusehends in das reale Leben und müssen ausgeführt werden. Nur so darf man dabeibleiben und kann in das nächste Level aufsteigen. Damit zieht das Unheil herauf.

Mehr möchte ich nicht verraten. Ich kann jedoch jedem raten, diese Geschichte zu lesen. Man muss sich aber im Klaren sein, dass man den Roman, einmal begonnen, schwer aus der Hand legen kann. Ich nenne solch ein Buch ein „rennendes Buch“, huscht man doch von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel und fiebert der Auflösung entgegen.

Ursula Poznanski: Erebos. Loewe Verlag 2011, 488 Seiten, 9,90 Euro.

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