Der schnöde Mammon

„Brotjobs und Literatur“, besprochen von Thomas Bündgen

Wenn man anfängt, sich in der literarischen Szene Deutschlands zu bewegen, stößt man irgendwann einmal auf die Information, dass nur sehr, sehr wenige Autoren vom Verkauf ihrer Bücher leben können. Einige mehr können von der Summe der Tätigkeiten leben, die im Zusammenhang mit dem Schreiben stehen. Das sind zum Beispiel Vorträge, Lesungen, Auftragsarbeiten, Preise, Stipendien und etliches mehr. Der größte Teil aber all derjenigen, die sich als Schriftstellerinnen und Schriftsteller definieren, muss, um über die Runden zu kommen, Nebenjobs annehmen, sogenannte Brotjobs, ein Phänomen, dass vermutlich so alt ist wie die Literatur selbst.

Mit dem Buch „Brotjobs und Literatur“, herausgegeben von Iuditha Balint, bezeichnenderweise die Leiterin des Dortmunder Fritz-Hyser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, und anderen, erschien 2021 im Verbrecher Verlag, Berlin eine Sammlung von Aufsätzen, die eine erhellende Sicht von innen repräsentieren.

Autorinnen und Autoren schildern ihr kreatives Leben unter dem finanziellen Aspekt. Dabei sind solche, die vom Schreiben im erweiterten Kontext, siehe oben, leben können, als auch solche, die einer sonstigen Nebentätigkeit nachgehen. Das kann einmal ein eher schlecht bezahlter Job im Dienstleistungsbereich sein, aber auch ebenso ein gelernter Beruf, wie zum Beispiel der des Bäckers, des Therapeuten oder der Hochschullehrerin, Berufe, die die Tätigkeit des Schreibens stilistisch und inhaltlich beeinflussen.

Diese 19 recht unterschiedlichen Beiträge sind teilweise berührend in der Schilderung der Mühen, die dem Schreiben überhaupt zu Grunde liegen und den zeitlichen Schwierigkeiten, alles mit Nebentätigkeiten unter einen Hut zu bekommen. Wir lesen einerseits Essays, andererseits autobiografische Schilderungen und mehr oder weniger poetische Texte, die zum Teil einen klagenden Unterton haben, mit dem Wunsch nach einer besseren Förderung, aber auch zum Teil eine ironische, selbstironische Haltung, so wie etwa: „Meine Eltern haben es ja gleich gesagt…“ Die Beiträge sind auf der einen Seite sicherlich stellvertretend für all diejenigen, die außerhalb der hochsubventionierten Bereiche der „Hochkultur“ einer kreativen Tätigkeit nachgehen und keine „Marktrelevanz“ erreichen. Andererseits reflektieren sie in berührender Weise die Frage „wie will ich leben“ und wofür lohnt es, sich abzumühen.

Iuditha Balint u.a.: Brotjobs und Literatur, Verbrecher Verlag, Berlin 2021, 234 S., 19 €

Nach oben scrollen